Mittwoch, 20. Juni 2012

Sparmaßnahmen im Bereich Kultur

Politikern gehen die Relationen verloren.

Die Sparmaßnahmen des Hamburger Senats die Kunst und Kultur der Stadt betreffend, übrigens liegt deren Etat-Anteil vom Gesamt-Budget der Stadt weit hinter dem der meisten Großstädte in Deutsc land, zeigen auf, dass die so genannte politische Klasse eigentlich und schon sehr unmissverständlich ihre ganz eigenen Prioritäten in einer Gesellschaft setzt, die ihr schon lange nicht mehr folgen mag.


Geht es bei dem fast 1 Milliarde Euro teuren Hauptbahnhof in Berlin, bei Stuttgart 21 oder der Elbphilharmonie zumeist eher um Prestige-Objekte, um moderne Denkmäler „altrömischer Dekadenzen“ von Politikern, die zumeist im wirklichen Alltag eher eine unbedeutende oder gar keine Rolle für die soziale Gemeinschaft spielen würden, so versuchen Theater, Musikhallen, Galerien, Museen, Vereine, Kulturhäuser und unzählige Einzelpersonen, Kunst und Kultur in die Breiten der Gesellschaft zu transportieren, um gerade den so genannten „bildungsfernen Haushalten“ eben das näher zu bringen, von dem die selbsternannte „deutsche Elite“ fortlaufend spricht: Integration. Und hier geht es überhaupt nicht um Ausländer, hier geht es auch um die Integration von Millionen Menschen, die als die „neue Unterschicht“ immer dann nur Teil der öffentlichen Diskussion wird, wenn es um die Hartz-IV-Sätze geht.


Ob es die Zusammenlegung und damit die Aufgabe des Altonaer Museums ist, die Etat-Kürzungen im Schauspielhaus oder die mehr oder weniger lächerlichen Einsparungen in Höhe von 500.000 Euro bei den Privattheatern der Stadt, es macht deutlich, wie wirklichkeitsfern sich die Politik entwickelt hat, die parallel dazu für bald eine halbe Milliarde Euro eine Elbphilharmonie durch- und umsetzt, deren laufende Zuschüsse allein einmal ein vielfaches des gesamten freien Kulturetats der Stadt Hamburg (mehrheitlich sind die Posten alle festgeschrieben und vergeben) ausmachen wird.

Die Verselbstständigung der Parteien-Demokratie und Loslösung von den Bedürfnissen des Gemeinwesens in Deutschland, von denen die Volksparteien zusammen selbst nur noch eine Minderheit einbinden, gar vertreten, zieht sich seit vielen Jahren hin und droht sich ebenso zu verfestigen. Es scheint an der Zeit, dieses Klientel-System aufzubrechen, es scheint auch an der Zeit, dass neue Parteien und Wählergruppen die alten Parteien auf das reduzieren, was sie eigentlich sind, Interessenvertretungen von Verbänden, oft sogar nur eigene Interessenvertretungen und die des persönlichen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Umfelds.